WBU 2022

Am 29.10.22 kam es zur zweiten Auflage des Lütmarser Backyards, der nun „Weserbergland Backyard“ heißen sollte. Stefan Risse (Vorsitzender des TuS Ovenhausen) hatte diesen neuen Namen vorgeschlagen, da er die Region besser zusammenfasst. Da ein Tornado im Mai 2022 unser Sportheim zerstört hatte, mussten wir den Start- Zielbereich ins Pfarrheim verlegen, welches aber für die große Teilnehmeranzahl eine deutlich bessere Wahl war. Jeder hatte so einen Sitzplatz und genug Platz für eigene Sachen. In diesem Jahr funktionierte die Anmeldung zum Lauf nicht mehr per E-Mail, sondern wir nutzten das Portal Race Resultat zur Voranmeldung. Dadurch hatten wir eine größere finanzielle Sicherheit in der Vorplanung.

Ganz wichtig war und ist für uns aber, dass wir die Anmeldegebühr weiter bei 15 € – also möglichst gering – halten wollen, denn so haben auch Neulinge und Laufeinsteiger die Möglichkeit, sich am Format „Backyard“ zu versuchen und werden nicht von zu hohen Kosten abgeschreckt. Dadurch haben wir bei uns immer eine gute Mischung im Teilnehmerfeld. So freuten sich im Jahr 2022 viele Leute über persönliche Bestleitungen. Freude über den ersten Halbmarathon, die ersten 30 Kilometer, den ersten Marathon oder auch den ersten Ultra.

84 Voranmeldungen zeigten uns, dass das Format ankommt und viele Leute Bock auf den Lauf haben. Und beim Kampf um den Sieg hatten auch viele erfahrene LäuferInnen ihren Hut in den Ring geworfen. Die Starterzahl der erfahrenen UltraläuferInnen war viel größer als noch im Jahr 2021. Insgesamt waren 36 Leute am Start, die einen Eintrag im DUV Register haben. Und so gingen sogar drei Läufer auf die 100 Meilen Runde. Stefan Wielers, Mike Kanbach und Dominik Ramin schafften diese magische Distanz und liefen diese Runde sogar gemeinsam!

Dominik, Stefan und Mike beim Einlauf nach der 24. Runde (100 Meilen)

Zuvor hatte sich Rike Geilser-Schlaghecke den Sieg der Frauenwertung gesichert. 17 Runden und 117 Kilometer spulte sie im Weserbergland ab. Mit ihr stiegen nach der 17. Runde auch noch Arne Sablinski, Michel Hoppe und Joshua Wiley aus. Etwas weiter kam Lokalmatador Christian Kaup aus Brenkhausen. Er schaffte 20 Runden (134 Kilometer). Ebenfalls diese Distanz schaffte Christian Jakl, den sein Laufpartner Peter Rutherford schon nach 12 Runden verließ.

Mike Kanbach stieg nach der 24. Runde aus und so machten Dominik Ramin aus Eckernförde und Stefan Wielers des Sieg unter sich aus. Dominik stieg nach der 26. Runde aus und Stefan Wielers siegte mit 27 Runden. Viele tolle Leistungen wurden geboten und in den frühen Morgenstunden kamen auch die ersten Zuschauer wieder zurück zum Start-Zielbereich und konnten bei bestem Wetter eine tolle Siegerehrung erleben.

Der verdiente und glückliche Sieger des WBU 2022 – Stefan Wielers
Dominik nach der 26. Runde. Starke Leistung vom Mann aus dem hohen Norden

Ergebnisse vom WBU 2022



Bilder vom WBU 2022


Dominiks Rennbericht auf Strava

Was ein Backyard-Ultra ist, brauche ich ja nicht mehr zu erklären – zumal gerade vor kurzer Zeit die Team-Weltmeisterschaft mit einem Fabelrekord von 101 Runden zumindest in der Laufszene für Aufsehen sorgte. (Nochmal zum Mitschreiben: 676km in mehr als 4 Tagen – non-stop, every hour, on the hour!) 
Ich kann und will mir einfach nicht vorstellen, wie sich das anfühlt oder wie jemand sowas schaffen kann. Andererseits: vielleicht hätte ich das mal tun sollen, dann wäre ich vielleicht nicht in meinen eigene Gedankenfalle getappt. So kann dieser Bericht auch den Untertitel tragen: „Wie man einen Backyard-Ultra (mit Anstand) verliert!“ 

Meine längste gelaufene Strecke sind 134km beim Devil’s Loop Ende September, 20 Runden. Die längste gelaufene Strecke OHNE Pausen ist gerade mal zwei Wochen her – die FKT auf dem Gendarmstien mit 85km in knapp unter 10 Stunden. Ich bin spät dieses Jahr in Lauf-Form gekommen und daher sollten die beiden Ereignisse auch nicht die letzten in dieser Saison sein – ich hatte noch Lust ein Event dranzuhängen. 
Gegoogelt und auf race-result fündig geworden: ein charmant organisierter kleiner Lauf im beschaulichen Lütmarsen, in rechtzufertigender Auto-Reichweite und mit einem sensationell günstigen Startgeld. Nicht lang zögern und auf Anmelden geklickt, denn der Montag nach dem Rennwochenende ist in Schleswig-Holstein Feiertag – passt! Dass prompt nach der Anmeldung mit der Bestätgung auch eine Erkältung ins Haus geflattert kam, war nicht geplant – konnte aber als konsequentes Tapering ins Positive gewandelt werden. Ein Test noch am Vortag des Events gab grünes Licht: wenn ich den Puls schön unten lasse (und nichts anderes hatte ich vor), merke ich keine Einschränkungen. Abfahrt! 

Ich habe den Luxus mit dem Camper-Van unabhängig von Unterbringung und Verpflegung zu sein und kann zudem noch alles mögliche mitschleppen, vor allem Kalorien! Ich setzte auf dünnen Rennsteig-Schleim, Cola, Energydrink-Schorle, flüssig-Gels, Brezeln, Kartoffelbrei, Poket-Coffee und weiche Schoko-Brötchen. Irgendwas wird schon reingehen, auch wenn zu erwarten ist, dass man später nichts mehr so richtig mag. 
Den Parkplatz auf dem Sportplatz neben Start-und-Ziel erreiche ich kurz vor Mitternacht. Der Start ist Lngschläfer-freundlich auf 10 Uhr angesetzt – gute Nacht! 

Tatsächlich schlafe ich ganz gut – der Morgen ist frisch aber trocken und das Wetter perfekt vorhergesagt. Die ersten weiteren Backyardler trudeln ein, der Parkplatz füllt sich und das Orga-Team ist schon seit geraumer Zeit dabei, alles herzurichten, als ich meinen Kaffee koche. Startnummer abholen: das erste mal ein schönes Kribbeln der Vorfreude, die noch gesteigert wird, als ich sehe, dass die Startnummern handlaminiert und personalisiert sind: mit Namen und mit einer besonderen Note. Bei mir steht z.B. „King of Devil’s Loop!“ Da wurde tatsächlich viel Aufwand in Recherche gesteckt! Die Sprüche bieten später auf der Laufstrecke gute Aufhänger für Gesprächsstoff (und bei manch einem hätte ich etwas früher draufschauen sollen!) 

Ich richte mein Lager ein und entscheide mich für meinen Premiumplatz vor dem Camper, keine 20 Schritte vom Startbogen entfernt. Viele andere nutzen den bereitgestellten Raum im Pfarrhaus oder bleiben mit ihren Stühlen auf der Wiese neben dem Grillplatz, an dem sich später die ein oder anderen Besucher einfinden. 
Beides hat seine Vor- und Nachteile: „oben“ ist es erstmal voll, dafür gesellig und näher am opulenten Buffet, „unten“ auf dem Sportplatz hat meine seine Ruhe, ist draußen, dafür etwas für sich allein. Jeder wie er oder sie mag… 

Es läuft auch eine Spendenaktion zu Gunsten eines erkrankten Mädchens aus dem Ort – nicht nur beim Briefing ein emotionaler Moment, sondern tatsächlich auch später an der Strecke, da wir an ihrem Zuhause vorbeikommen und viel gewunken und gegrüßt wird! Ich hoffe sie kann ihren Traum verwirklichen die USA zu besuchen. Dann werden wir pünktlich um 10:00:00 Uhr auf unsere Reise geschickt und der „point-of-no-return“ ist da. 
Zusammen mit 73 anderen Läufer:innen geht es auf die Strecke. Ich ahne schon jetzt, dass die ersten 10 Meter mit den ersten 3 von ca 80 Höhenmetern nicht netter werden je mehr Runden wir drehen. 100m geht es noch weiter bergan, dann fällt die Strecke leicht ab und wir traben los. Klar – einige preschen voran und laufen alles, als müssten sie die erste Runde gewinnen. Ich bleibe bei der Taktik in ca. 50min ins Ziel zu kommen, was bedeutet, dass ich Kilometer 2 und 3 gehen kann, da hier alle Höhenmeter der Strecke anfallen. Den höchsten Punkt mit der schönsten Aussicht erreiche ich (gehend) nach 20 Minuten. Danach heißt es Zeit gut machen und den Schwung entlang der Hauptstraße mit zurück ins Dorf zu nehmen. Dort geht es nochmal etwas bergauf, was für mich Anlass ist, wieder ins Gehen zu verfallen. Gemächlich trabe ich dann Richtung Ziel und lande perfekt bei 51 Minuten und bin damit fast Letzter. Alles gut – mehr Zeit für die Pause brauche ich nicht. So finden sich unterschiedliche Laufgruppen, die zwar ähnliche, aber doch unterschiedliche Abschnitte laufend und gehend absolvieren. Jeder hat seine Pace und manchmal passt der Rhythmus gut zusammen. Die Stimmung ist prima, was ich an den vielen netten Gesprächen merke. Danke an alle, die mir die Runden so angenehm gemacht haben! Von einigen habe ich mir die Namen merken können von anderen leider nicht, aber jede und jeder ist eifrig dabei und wir staunen zusammen nicht schlecht, als die Sonne plötzlich ganz wo anders steht. Es werden viele neue persönliche Bestmarken erreicht und es freut mich sehr, wenn ich bei solchen Runden dabei bin und die positive Energie mitnehmen kann! 
Es passiert alles, was einem bei einem Ultra passieren kann, wie in Zeitlupe. Schmerzen und Erschöpfung kommen langsamer und bleiben länger, Pausen sind länger und wollen gefüllt werden: Schuhwechsel, Essen, Trinken und tatsächlich auch Support von Zuhause und Freunden checken: vor allem die Standleitung zu Karsten steht, der mit mir mitfiebert und mich besonders später und in der Nacht an die Momente erinnert, die wir zusammen durchlebt und kritische Tiefs überwunden haben. 
Ich beobachte, wie sich das Feld besonders an markanten Kilometer- oder Meilenmarken lichtet: fast Marathon (schaffen 42) Ultra (32), 50km (29), 10 Runden (22), 50 Meilen (16) und 100km schaffen 15 Leute! 
Es ist mittlerweile 1:00 Uhr nachts. Die Runden werden härter, auch wenn es bei Start und Ziel und bei km1 Feiernester gab, wo wir mit warmen Applaus und La-Ola-Welle angefeuert wurden. Der Charme eines Dorffestes! 
Es war mir eine besondere Freuende einige Läufer:innen noch zur nächsten Runden zu motivieren – ab jetzt brauche ich diese Motivation für mich selbst. 
„It’s easy – until it’s not!“ ist eine Plattidüde, in der die ganze Wahrheit für einen Backyard steckt. Mit 9 Leuten (und Rike ist damit schon last-woman-standing!) geht es weiter. 
Ich muss zugeben, dass mich außer ihr auch noch andere Läufer beeindrucken, da sie scheinbar mühelos den Höhenweg hinauflaufen und ihre Kopflampen schon bei Kilometer 3,5 auszumachen sind, während ich gerade bei km 2 angekommen bin. Mit dabei Joshua, ein GI aus Wiesbaden, der nach eigener Auskunft sehr gern gewinnen würde. Er erntet absolute Hochachtung und ein gutes Schmunzeln, als er im Avangers-Shirt mit Shild an die Startlinie kommt und „Avangers assemble!“ ruft (und davon eilt). 
Es sind die kleinen Highlights untereinander, die diese Art von Veranstaltung (aber auch gerade diesen Lauf in Lütmarsen) so sympathisch machen: das gemeinsame Antraben, bei dem gern geflucht und gestönt wird, jedenfalls im Back-of-the-pack, wo ich mich aufhalte. 
Dann der Moment bei km1, an dem wir wieder ins Gehen verfallen, und sich die Partygesellschaft schon vor ein paar Stunden verabschiedet hat: dann feiern wir uns eben selbst! ABer es ist auch der Moment, an dem jeder seine eigenen Geister und Dämonen vertreiben muss und ich übe mich in positiven Gedanken: am Berg scheint es wärmer zu sein und die Luft erinnert mich an schöne Läufe im Urlaub. Von oben sind die Lichter im Dorf zu sehen und die Sterne funkeln über mir – ich werde Teil vom Ganzen und sobald es bergab geht, laufe ich die 20 Minuten bis zur nächsten Gehpause durch. Ich stelle mir Publikum vor und klatsche ab, dabei sind es nur ein paar Zweige, die in den Gehweg hineinhängen. 
Nach 17 Runden bleiben wir zu fünft übrig. Einer von denen, die aussteigen ist Mr.Avenger – er zahlt ein bisschen Lehrgeld für zu ungestümes Pacing. Es ist 3 Uhr nachts (und danach nochmal 3 Uhr nachts, weil ich live miterleben darf, wie die Zeit zurück gestellt wird! Zum Glück betrifft dies nicht auch unsere Laufrunden!) 
Kurz nach dem Wiederanfpiff zu Runde 18 kommt mir der mit Abstand zügigste Läufer wieder entgegen: Michel wird Opfer seiner Terminplanung und muss wegen drohender Arbeit am Folgetag aussteigen. Wäre noch sehr interessant geworden mit ihm in den nächsten Runden! 
Ich werde auf alle Fälle einen persönlichen neuen Rekord aufstellen, denn es geht in Runde 19 und danach in Runde 20 – ich stelle mir vorsichtshalber jede Stunde auf „2min vor voll“ einen Wecker, damit ich nach einer Pause mit geschlossenen Augen nicht verschlafe. Als icn meine Uhr nachlade (hat beim letzten mal hervorragend geklappt) steigt Garmin aus und legt einen neuen Lauf an – blöde Technik! Immerhin sind die Runden bisher abgespeichert. Kann auch sein, dass ich geistig nicht mehr so ganz auf Sendung bin und hier und da auf falsche Knöpfchen drücke. 
Ich beginne auch mir etwas Sorgen über die Kalorien zu machen: leider hat meine zweite Geheimwaffe, der Kartoffelbrei, einen Stich bekommen und ich wage es nicht ihn anzurühren. Süß geht nur noch bedingt rein, salzig ein bisschen und Gels nur noch widerwillig. Cola ist das Getränk der Wahl. Wann wird es endlich hell? 
Runde 20! YESS!! Ab hier betrete ich Neuland und verliere gleichzeitig mit den beiden Christians genau die zwei Leute, mit denen ich in etwa die gleiche Pace teilte, während Stefan und Mike beharrlich vorantraben. Ab jetzt sind wir also zu dritt. Und endlich wird es hell! 
Dieser Moment, wenn wider Erwarten die Sonne aufgeht – und die Welt außer uns (und den unermüdlichen Leuten bei Start und Ziel) noch schläft. Die 100 Meilen sind in Reichweite! Die ersten Menschen werden wach und staunen nicht schlecht, da wir beständig durchs Dorf trotten. Meine Zieldurchlaufzeit kann ich bei ca. 50 min konstant halten, Stafan und Mike sind etwas flotter unterwegs – jeder macht also sein Ding. 
Umso überraschter bin ich, als Mike vorschlägt die 24. Runde und damit unseren 100-Meiler zusammen zu laufen! „Wenn ihr nicht allzusehr hetzt am Berg, gerne!“ Es ist also Zeit die beiden Mitstreiter, die genauso gut Konkurrenten sind, besser kennen zu lernen. Beide sind gut in Form und haben mächtig Ultra-Erfahrung! Wo soll das noch hinführen? 
Das Ziel kommt in Reichweite und ich bin unfassbar stolz in 23:50:irgendwas 100 Meilen geschafft zu haben! Wir klatschen ab und es ist Zeit für ein gemeinsames Foto! Was für ein Ritt bisher! 
Nochmal ist es Mike, der mich überrascht, denn er ist zufrieden mit diesem Ziel und kündigt an, dass er als Drittletzter aussteigt. Chapeau! Ich hätte auf dich gesetzt. Nun sind es Stefan und ich, die etwas perplex in die Sonne blinzeln. Bei Stefan trifft es zu, was man so sagt: es sind die ruhigen, stillen Vertreter, auf die man achten muss! 
Ich lasse die Crew zuhause wissen, wie es steht und ein warmer Regen der Glückwünsche treibt mich auf die nächste Runde. 

Und genau an dieser Stelle schleicht sich schon die Niederlage an: ich bin unglaublich stolz auf meine bisherige Leistung und glücklich so weit gekommen zu sein! Es riecht nach Feierabend, was meine Füße (zumindest der rechte, an dem ich zwei Blasen registriere) sehr gern annehmen würden. Aber der Wettkampf ist noch nicht zu Ende und es gilt auf alle Fälle erstmal die nächste Runde anzugehen! 
Sonntag 10:00 Uhr – Kirchgang steht an! Lustig zu sehen, wie die Feierbiester von gestern Abend jetzt vor der Kirche stehen und uns etwas ungläubig anschauen. Gleiches Schauspiel eine Stunde später, als der Gottesdienst vorbei ist und wir wieder vorbeikommen. Ich zumindest habe ja seit dem Devil’s Loop einen Pakt mit dem Teufel geschlossen – ich glaube sie sehen zumindest ein bisschen Wahnsinn in meinen Augen. Es ist plötzlich heiß geworden: die Sonne sticht für Ende Oktober ordentlich zu und mein Outfitwechsel auf kurz-kurz hat klimatechnisch gar nichts gebracht. Ich habe Durst. Ab jetzt also wieder mit Laufweste. Dann kommen mit Macht genau die Gedanken, die ich zu verdrängen versuchte: „175km ist doch auch eine schöne Zahl!“ – „einer muss den Assist ja machen“ – „Stefan ist über 200km beim 24h Rennen gelaufen – das schafft er locker nochmal und für mich sind das nochmal vier weitere Runden!“ – „ich bin zufrieden, mit dem was ich hab!“ Oder anders: Schluss für heute – ich habe keine Lust mehr auf die Runde! 
Ein Fünkchen Widerstand regt sich noch in mir, denn mein Wahlspruch heißt auch: „es wird nicht im Sitzen aufgegeben!“ und so stelle ich mich zu Runde 27 an den Start. Kommt noch der spontane Kampfgeist? Nein! Ich schicke Stefan auf die letzte Runde mit Applaus, bleibe dann einfach stehen und signalisiere dem Rennleiter Markus: das war’s für mich! Wie alles anderen vorher trage ich mich in die DNF-Liste ein und ziehe die Schuhe aus. Schulterklopfen und Respekt von den Umstehenden, die zum Teil gestern selbst gelaufen sind. Ich bekomme ein kaltes Alkoholfreies und bin kaputt, froh, dass es vorbei ist und etwas ratlos, was die Stimmung angeht: „second place is first looser!“ oder „so weit bist du noch nie gelaufen – Hut ab!“ 
Das war’s also – ich wanke zu meiner Wechselzone und sehe das Chaos, dass sich ausgebreitet hat. Ich informiere die Liebsten zuhause und ernte Glückwünsche. Karsten ist sowieso auf standby und ordnet für mich das Ganze richtig ein: das war richtig, richtig gut und aller Ehren wert! 
Dann heißt es zurück ins Ziel, denn Stefan wird es sich nicht nehmen lassen, jetzt auf seiner Runde zu zeigen, was noch geht. Und tatsächlich ist er nach 36 min wieder da! Hochachtung für 181km zurückgelegte Kilometer und den Last-one-standing! Erkenne ich da auch Erleichterung in seinem Gesicht, dass er nicht noch weiter durch die Spätsommerhitze trotten muss? Wahrscheinlich… 
Die Siegerehrung fällt klein aus – aber herzlich und so ist der 2.Weserbergland-Backyard-Ultra Geschichte. Ich wanke zum Camper und komme kaum ins Bett – mein Körper ist schon im absoluten Sleep-modus. Aus. 

Vier Stunden später wache ich auf und bin erstaunlich frisch. Total steife Muskeln, aber ich kann meinen Krams zusammenpacken und mich beim Orga-Chef via whatsapp abmelden. Außer mir ist keiner mehr da. Es ist ein bisschen Katerstimmung – aber ein wohl verdienter Kater, denn die Party war gut! Vielleicht muss ich es nächstes mal noch ein bisschen mehr eskalieren lassen…